Über eine Milliarde junger Erwachsener riskieren Hörverlust
Mehr als 1,1 Milliarden Heranwachsender weltweit sind derzeit in akuter Gefahr, ihr Gehör zu verlieren. Dies ergaben bereits im Frühjahr 2015 veröffentlichte Schätzungen der World Health Organisation (WHO). Die Ursachen sind Lärm und übermäßig laute Musik über längere Zeit hinweg.
Die WHO empfahl daher eine Nutzungs-Einschränkung von Abspielgeräten auf etwa eine Stunde pro Tag.
Dr. Etienne Krug, WHO-Direktorin der Abteilung für nicht-ansteckende Erkrankungen, Behinderungen, Gewalt- und Verletzungsprävention, sagt dazu: Junge Menschen sollten sich darüber im Klaren sein, das sein Gehörverlust meist endgültig ist. Schon einfache Präventionsmaßnahmen dagegen stellen sicher, dass sie auch weiterhin Spaß haben und ihre Lieblingsmusik hören können, ohne ein Risiko einzugehen.
Weltweit leiden etwa 360 Millionen Menschen – etwa 5% der Weltbevölkerung – an einer leichten oder schweren Einschränkung ihres Gehörs. Viele Faktoren können dazu beitragen: Genetische Disposition, bestimmte Infektionskrankheiten, Drogenkonsum, Alter und Lärmbelastungen im Umfeld. Die WHO schätzt, dass etwa die Hälfte aller Fälle von Gehörverlust womöglich vermeidbar wären.
Als Einschränkung des Hörvermögens gilt per Definition etwa bereits eine geringere Aufnahmefähigkeit im Vergleich zu anderen Personen – eine Grenze sind etwa 25 Dezibel oder mehr auf beiden Ohren. Sinkt das Hörvermögen auf einem Ohr um mehr als 40 dB ab, bei Kindern bereits um 30 dB, kann man bereits von einer Hörbehinderung sprechen.
Dazu analysierte die WHO eine Anzahl von Studien aus Ländern mit mittleren bis hohen Durchschnittseinkommen: Etwa die Hälfte aller 12- bis 35-jährigen waren ständig ungesundem Lärmpegel ausgesetzt, überwiegend durch private Abspielgeräte oder Smartphones. Etwa 40% aus dieser Altersgruppe erleben zudem auch in Nachtclubs, in Diskotheken, Bars oder auf Sportveranstaltungen regelmäßig starken Lärm.
Ungesunde Lärmpegel lassen sich mit 85 dB oder mehr über mehr als 8 Stunden messen, oder mit 100 dB und darüber für mehr als 15 Minuten.
Relativ einfache Präventionsmaßnahmen könnten die Risiken bereits senken
Die Größe des jeweiligen Schadens hängt davon ab, wie oft und wie lange eine Person dieser Lärmbelastung ausgesetzt und wie laut und intensiv die Beschallung ist. Sehr laute Geräusche können temporären Gehörverlust oder Tinnitus hervorrufen – zu lange und zu häufige Lärmbelastung dagegen können ernsthafte Dauerschäden hervorrufen.
Eine Anzahl von Präventivmaßnahmen könnten nach Angaben der WHO diese Schäden verhindern helfen. Arbeitgeber und Regierungen haben hier ebenfalls die Aufgabe, vor allem junge Menschen vor anhaltender Schädigung zu schützen.
Orte, bei denen die Lautstärke typischerweise die 100 dB übersteigt, wie etwa auf Konzerten, sollten zumindest die Dauer der Veranstaltungen einschränken oder aber den Pegel auf unter 100 dB senken. Die höchste zu verantwortende Lautstärke an einem Arbeitsplatz bewegt sich bei 85 dB für maximal acht Stunden pro Tag.
Ohrenschutz und Ruheräume am Arbeitsplatz mit starker Lärmbelastung können ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Hörvermögens spielen.
Die WHO fordert auch die Gesetzgeber auf, hier entsprechende Regelungen zu treffen, sowohl was die Lärmbelastung im Freizeitbereich als auch in Betrieben betrifft. Dazu sollten die Menschen grundsätzlich besser über die Risiken einer zu starken oder zu langen Lärmbelastung aufgeklärt werden.
Teenager und junge Erwachsene können auch selbst einiges tun, um sich zu schützen: Die Lautstärke von persönlichen Abspielgeräten lässt sich auf einem sicheren Niveau halten. Ohrenschutz tut bei besonders lauten Veranstaltungen gute Dienste, und wo es extrem laut zugeht, sollte zumindest die Verweildauer eingegrenzt werden.
Eine Einschränkung oder ein Verlust des Hörvermögens hat gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität und den Alltag. Die WHO listet auf: Einsamkeit, Isolation und entsprechende Frustration stellen sich ein, wenn nicht nur das Hören von Musik erschwert wird, sondern auch die Fähigkeit schwindet, sich an Unterhaltungen zu beteiligen oder Informationen aufzunehmen. Schon einige wenige unkomplizierte Schutzmaßnahmen können Tausende von jungen Menschen vor diesem Risiko bewahren.