Forscher finden Punkt, wo das Gehirn den Zeit und Ort von Erinnerungen speichert
Ein Forscherteam der Ohio State University entdeckte erstmals den Punkt im Gehirn, wo der Ort und die Zeit einer Erinnerung gespeichert werden. Die Ergebnisse wurden in den Proceedings der Nationalen Akademie der Wissenschaften veröffentlicht. Wie Senior-Autor Per Sederberg, Assistant Professor für Psychologie an der Ohio State und Kollegen feststellten, zeichnet sich ein Teil des Hippocampus zum Halten von Informationen bezüglich »wann und wo« der Erinnerungen verantwortlich
Die Studie befasste sich damit wie Erinnerungen gespeichert werden über einen längeren Zeitraum. Um ihre Ergebnisse zu erreichen wurden neun Frauen im Alter von 19 bis 26 Jahren mit einem Smartphone, welches sie für einen Monat mit einem Band um den Hals trugen. Jedes Smartphone verfügte über eine benutzerdefiniert Lifeblogging-App, die Bilder nach dem Zufallsprinzip aufnahm. Die App erfasste eine Reihe von Informationen inklusive dem Datum zu jedem Bild, Ort und ob der Träger sich zum Zeitpunkt der Aufnahme bewegte
Am Ende der einmonatigen Phase der Studie wurde das Gehirn der Teilnehmerinnen per funktioneller Magnetresonanztomographie gescannt. Beim Scan wurden ihnen 120 Bilder ihrer Aufnahmen für jeweils 8 Sekunden gezeigt. Sie wurden während dieser Zeit gebeten sich an das Ereignis zu erinnern und dazu aufgefordert die Erfahrung zu erleben.
In einem nächsten Schritt wurden die Fotos von jedem Teilnehmer in Paare gruppiert, indem die Bilder in jedem Paar für mindestens 16 Stunden und 100 Meter auseinandergenommen und mit den Gehirnscan-Daten verglichen. Laut Sederberg führen verschiedene Speicher zu unterschiedlichen Mustern der Gehirnaktivität. Je größer die Differenz zwischen zwei Speichern sei, desto größer würde der Unterschied in der Hirnaktivität ausfallen. Nach Angaben von Sederberg sind der Raum und die Zeit sehr stark in den Vorstellungen der Erinnerungen verwoben
Der linke vordere Hippocampus gibt ein umfassendes Bild wo und wann Erinnerungen auftreten. Frühere Studien zufolge verweisen auf den hinteren Bereich des Hippocampus, der für eine Feinabstimmung der Erinnerung bezogen auf Ort und Zeit verantwortlich ist. Der Hippocampus würde Sederberg nach die Zeit und Platz für mindestens einen Monat der Erinnerungen repräsentieren. Die Erinnerungen würden im Raum eine Distanz von bis zu 30 Kilometern überspannen. Es sei ein Zielmechanismus gefunden worden, der das allgemeine Wesen der Erinnerung darstellt
Die Ergebnisse könnten den Forschern zufolge dabei helfen die Mechanismen besser zu verstehen, die hinter dem Gedächtnisverlust bei Menschen stehen die an der Alzheimer-Krankheit leiden. Der Hippocampus sei einer der ersten Bereiche der dabei beschädigt würde. Personen mit Alzheimer vergessen Erfahrungen und Menschen, weil sie nicht dazu in der Lage sind ihre alten Erinnerungen abzurufen
Das Team hofft die Theorie durch Wiederholung ihrer Studie in allen Altersgruppen sowie Einzelpersonen mit dem frühen Stadium einer Demenz zu testen. Sie planen dafür Studien mit einer Dauer von bis zu einem Jahr, um ein besseres Verständnis darüber zu gewinnen wie Erinnerungen vom Gehirn gespeichert werden. Die Forschungen würden Sederberg zufolge ein Jahrzehnt oder länger dauern und sei nur der erste Schritt.