Brustkrebszellen über den Blutkreislauf verteilt
Mittels bildgebender Verfahren in Echtzeit identifizierten Wissenschaftler einen neuen Eintrittsweg in der Wand von Blutgefäßen, die es Krebszellen erlauben, sich zu verbreiten. So können beispielsweise Zellen von Brustkrebs-Tumoren in anderen Körperregionen „streuen“.
Diese Entdeckung unterstützt auch aktuelle Tests, mit deren Hilfe sich die Ausbreitung von Brustkrebs besser vorhersagen lässt. Das könnte vielen Frauen unnötige operative und belastende Therapien ersparen und zu neuen Wegen im Kampf gegen den Krebs führen.
Die Untersuchung wurde am Albert Einstein Krebszentrum und am Montefiore Einstein Zentrum für Krebsversorgung in New York durchgeführt. Im Tierversuch wurden Mäuse eingesetzt, denen menschliches Brustgewebe implantiert worden war.
Das Forscherteam entdeckte dabei, dass sich Brustkrebs ausbreitet, wenn drei verschiedene Zellarten in direktem Kontakt miteinander gelangen: Dazu gehören endotheliale Zellen, ein Zelltypus, der die Innenwände von Blutgefäßen gewissermaßen auskleidet und eine Art Gewebebarriere darstellt, Perivaskuläre Makrophagen – eine Zellgattung, die zum körpereigenen Immunsystem zählt, und Tumorzellen, die besonders viel Mena produzieren, ein Protein, das die Fähigkeit der Krebszellen verstärkt, in anderes Gewebe einzudringen.
Die Stelle, an der alle drei Zellarten miteinander in direkten und dauerhaften Kontakt kommen, bildet eine ideale Umgebung für die Bildung von Metastasen und in genau diesem „Mikroklima“ treten Tumorzellen in die Blutbahn ein.
Es ist bereits seit längerer Zeit bekannt, dass Blutgefäße innerhalb von Tumoren unnormal durchlässig für andere Zellen sind. Doch was erzeugt oder reguliert diese Durchlässigkeit? Die TMEM Makrophagen scheinen dafür verantwortlich zu sein, vermutet Allison Harney, Post-Doktorand am Albert Einstein Kolleg für Medizin.
Die neue Studie legt nahe, dass die TMEM Makrophagen ein Protein freisetzen, das ein vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor ist, also lokale Veränderungen an den Gefäßwänden und deren Durchlässigkeit in Gang setzt. Der Effekt tritt nur zeitweise en, kann aber lange genug dauern, um Krebszellen in den Blutstrom gelangen zu lassen – damit gelangen sie vom primären Tumor in weit entfernte Körperregionen, um dort Metastasen entstehen zu lassen.
Die Wissenschaftler beobachteten auch erstmals, dass die übergangsweise Durchlässigkeit der Blutgefäße und der Eintritt der Tumorzellen in den Blutstrom gleichzeitig und ausschließlich dort auftreten, wo auch TMEM-Makrophagen vorliegen.
Für diese Entdeckung wurden hochauflösende Photonenmikroskope verwendet, um damit primäre Brustkrebstumore bei Mäusen und in Mäuse implantiertem menschlichem Brustgewebe aufzufinden.
Die Entdeckung eines einzigartigen Durchganges, der Tumorzellen erlaubt, in den Blutstrom zu gelangen, eröffnet neue therapeutische Möglichkeiten, sagt Studienleiter John Condeelis.
Die meisten Todesfälle durch Brustkrebs gehen auf das „Streuen“ von Tumoren über die Blutbahn zurück, das in der Entstehung neuer Metastasen in anderen Regionen des Körpers führt.