BSE oder Creutzfeld-Jakob: Gehirninfektion beginnt im Verdauungstrakt
Proteine, die als Prionen bezeichnet werden, lösen bei Menschen die Creutzfeld-Jakobsche Krankheit aus, bei Rindern BSE. Sie sind hoch ansteckend, verfügen über eine atypische Struktur und werden über den Verzehr von infiziertem Fleisch von Tieren auf Menschen übertragen. Bislang war noch unbekannt, wie die Ausbreitung vom Darm ins Gehirn abläuft. Eine aktuelle Studie, durchgeführt am Roslin Institut der Universität Edinburgh zum Verhalten und zur Verbreitung der infektiösen Proteine, könnte deren Identifikation erleichtern. Dabei wurde enthüllt, wie die Prionen sich vom Darm aus ins Gehirn vorarbeiten, nachdem eine Infektion über kontaminiertes Fleisch erfolgt ist.
Die beteiligten Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich mit Hilfe der neuesten Studienergebnisse die Creutzfeld-Jakobsche Krankheit oder die Bovine spongiforme Enzephalopathie, als BSE bekannt, rascher diagnostizieren lassen.
Beim Menschen ist die Infektion noch immer höchst selten. Seit der Entdeckung der Erkrankung vor etwa 20 Jahren forderte sie etwa 229 Todesopfer, 177 davon in Großbritannien.
Bei Tests an Mäusen wurde entdeckt, dass die Prionen sich zunächst in besonderen Strukturen besonders im Dünndarm, Krummdarm und Wurmfortsatz ansammeln müssen, bevor sie sich im Körper eines Säugetieres ausbreiten können.
Diese Strukturen, genannt Peyer-Plaques oder Peyer-Platten, sind Ansammlungen von Lymph-Follikeln. Sie befinden sich ebenfalls im Verdauungstrakt und sind Bestandteil des individuellen, erworbenen Immunabwehrsystems im Darm und bei der Weitergabe von immun-relevanten Informationen. Sie bilden praktisch die vorderste Front gegen schädliche Einflüsse aus der Nahrung. Die aktuelle Studie legt nun den Verdacht nahe, dass die Prionen die Preyer-Plaques „überfallen“ und sich auf diese Weise Eingang ins Immunsystem verschaffen.
Die Prionen in den Versuchsmäusen ordneten sich erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Infektion im Dickdarm, in der Milz und den Lymphknoten an, fand das Forscherteam heraus,
Einer von 2000 Menschen könnte schätzungsweise infektiöse Prionen im Körper haben, ohne irgendwelche Krankheitssymptome zu zeigen, so eine aktuelle Schätzung auf der Basis von Gewebetests an entnommenen Blinddärmen.
Bislang war es definitive nicht möglich, infizierte Individuen noch lange vor einer tatsächlichen Erkrankung oder auch nur in einem sehr frühen Stadium zu identifizieren, dann, wenn die Prionen sich noch im Dünndarm oder im Wurmfortsatz (Blinddarm) befinden.
Gelangen die Prionen ins Gehirn, zerstören sie dort Nervenzellen. Das führt zu entsprechenden neurologischen Ausfällen wie Gedächtnisverlust, Persönlichkeitsveränderungen und Bewegungsstörungen. Diese Symptome wurden beispielsweise auch bei der Scrapie-Erkrankung bei Schafen und einer verwandten Krankheit bei Rotwild beobachtet.
Bislang ist noch unbekannt, ob Individuen mit Prionen im Dünndarm tatsächlich eines Tages neurologische Erkrankungen entwickeln werden oder nicht. Noch müssen weitere Faktoren erforscht werden, was die Aufnahmebereitschaft für Prionen auslöst – erst dann kann deren Ausbreitung in Mensch oder Tier wirksam verhindert werden.