Im Sitzen verbrachte Lebenszeit steigert das Krebsrisiko
Besonders bei Frauen, die überwiegend sitzen, könnte das Risiko für Multiple Myelome, Brust- oder Eierstockkrebs steigen. Das ergab ein kürzlich publizierter Bericht über eine Präventions-Studie, die von der Amerikanischen Krebsgesellschaft durchgeführt wurde. Beteiligt waren über 77.000 Frauen, die zu Beginn nachweislich nicht an Krebs litten. Im Untersuchungszeitraum zwischen 1992 und 2009 erkrankten insgesamt über 12.000 Frauen an einer Form von Krebs.
Eine spätere Datenauswertung ergab, dass Frauen tatsächlich häufiger an den genannten Krebsformen erkrankten, je mehr Zeit sie im Sitzen verbrachten. Möglicherweise steigt auch das Darmkrebs-Risiko.
Menschen verbringen heute wesentlich mehr Zeit im Sitzen als früher: In Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln, an ihren Büro-Arbeitsplätzen, aber auch in der Freizeit, am Fernseher oder Computer zu Hause überwiegt die passive, sitzende Haltung.
Noch immer ist die vermutliche Verbindung zwischen sitzend verbrachter Zeit und Krebsrisiko wissenschaftliches Neuland. Doch bekannt war ein bedingter Zusammenhang zwischen ausgeprägter körperlicher Aktivität und Krebsprävention.
Die Amerikanische Krebs-Gesellschaft sieht dabei auch Zusammenhänge zwischen Übergewicht, übermäßigem Kalorienkonsum und einem Mangel an körperlicher Aktivität und der Häufigkeit von Krebs. Zumindest 75 bis 150 Minuten Bewegung oder Training sollte dem Körper wöchentlich gegönnt werden – möglichst über mehrere Tage der Woche verteilt. Besonders Kinder und Jugendliche sollten täglich mindestens eine Stunde lang aktiv sein, spielen, toben und sich bewegen, um sich gesund zu entwickeln und generell spätere Krankheitsrisiken zu bannen.
Mittlerweile liegen auch deutsche Studien zum Thema vor, die diese Erkenntnisse zwar nicht näher erklären, aber modifizieren. An der Universität Regensburg nahm man in 2014 43 bereits vorliegende Einzeluntersuchungen erneut unter die Lupe. Diese umfassten die Daten von vier Millionen Menschen, davon knapp 70.000 Krebskranke. Mittels komplexer statistischer Berechnung ließen sich Zusammenhänge zwischen Lebensgewohnheiten und Krebsrisiko ermitteln.
Im Gegensatz zur Amerikanischen Krebs-Gesellschaft kam man in Regensburg vor allem auf eine erhöhte Häufigkeit von Darm-, Gebärmutterhals- und Lungenkrebs. Alle drei Krebsarten scheinen um je sechs bis zehn Prozent häufiger aufzutreten, je mehr Zeit jemand im Sitzen verbringt, und das relativ unabhängig vom Geschlecht. Dieses Bild lässt sich auch nicht beeinflussen, wenn im Gegenzug in der Freizeit mehr Sport getrieben wird. Bei der Untersuchung wurden Übergewicht oder Rauchen als Zusatzrisiken sicher ausgeschlossen.
Genauere Zusammenhänge sind noch unbekannt – möglicherweise sind die Risiken auch ans Fernsehverhalten gekoppelt. Doch weitere Forschungsarbeit auf diesem Gebiet steht noch aus.