Bekanntes Medikament könnte den Ebola-Erreger und das Marburg-Virus aufhalten
Kein Zweifel: Es besteht ein dringender Bedarf an einer wirksamen Impfungen und Medikamentengegen das Ebola-Virus und seinen Verwandten, das Marburg-Virus, zwei der gefährlichsten und ansteckendsten Viren weltweit bekannten Viren. Forscher von der Universität von Illinois in Chicago haben jetzt entdeckt, wie das Ebola- und das Marburg-Virus in Gast-Zellen eindringen um sich zu vermehren, und wie dieser Prozess durch bereits gut bekannte Medikamente aufgehalten werden kann.
Bis zu diesem Punkt wurden über 1000 existierende Medikamente genauestens untersucht. Etwa 20 von ihnen könnten helfen.
Ebola und Marburg-Virus sind die beiden einzigen bekannten Vertreter der Familie der Filoviridae oder Filoviren, die ein Blutungen auslösendes Fieber bei Menschen und Primaten auslösen.
Nach Urteil der World Health Organisation (WHO) ist der aktuelle Ausbruch von Ebola in West-Afrika der längste und schwerste seit Entdeckung des Virus im Jahr 1976. Die aktuelle Infektionswelle wurde erstmals im März 2014 beobachtet, mittlerweile sind fast 28.000 Fälle aktenkundig, und über 11.000 Tote zu beklagen.
Das Marburg-Virus wurde erstmals in Marburg, Frankfurt und Belgrad im heutigen Serbien registriert. Die Opfer waren Labor-Arbeiter, die mit Grünen Meerkatzen aus Uganda arbeiteten. Auch hier war der häufig tödliche Ausgang erschreckend, er schwankte zwischen 25% und 80% der Infizierten.
Zuletzt brach Marburg im Jahr 2014 in Uganda aus, wo ein Fall bestätigt wurde – der Patient starb. Die Regierung von Uganda erklärte das Land im November 2014 wieder für virusfrei.
Die neue Studie identifizierte 20 Medikamente, die helfen könnten, Ebola und Marburg aufzuhalten.
Auch die Suche nach einem Impfstoff brachte bereits Resultate, doch auch Virostatika werden noch dringend gesucht, um bereits infizierte Menschen retten zu können. Die Filoviren geben Medizinern, Biologen und Pharmazeuten noch immer viele Rätsel auf.
Leiter der aktuellen Studie, Lijun Rong, ist Professor in Mikrobiologie und Immunologie. Er muss zugeben, dass noch sehr wenig über die beiden Erkrankungen bekannt ist.
Im Rahmen der Untersuchung konnte nun endlich entschlüsselt werden, wie das Ebola- und das Marburg-Virus es schaffen, in die Wirtszellen einer infizierten Person einzudringen, sich dort des Zellapparates zu bemächtigen und sich selbst zu vervielfältigen: Ein Zell-Rezeptor sitzt direkt an der Oberfläche und wirkt wie ein Tor. Dieser Rezeptor besteht aus einem Protein mit Namen GPCR (G-Protein-gekoppelter Rezeptor) Dieser ist an einer Vielzahl biologischer Prozesse beteiligt. Auch als „Eintrittspforte“ für viele bekannte Medikamente werden diese Schlüssel-Proteine verwendet.
Professor Rong erklärt, dass es möglicherweise über 1000 unterschiedliche GPCRs beim Menschen gibt, und dass sie bei vielen Erkrankungen eine Rolle spielen, also wurden auch entsprechend viele Medikamente eigens entwickelt, um genau diese Rezeptoren anzusprechen und sie zu nutzen. Dazu gehört eine Reihe von Antihistaminen, die gegen Allergien wirken und die dem GPCR-Rezeptor entgegenarbeiten beziehungsweise diesen blockieren.
Die neuesten Entdeckungen legen nahe, dass GPCRs auch beim Eintritt von Filoviren eine wichtige Rolle spielen und dass etwa 20 GPCR-Gegenspieler als effektive Therapie gegen Ebola und Marburg eingesetzt werden könnten – ein großes Repertoire an Waffen gegen Ebola und Marburg.