Einer von vier Patienten mit Defibrillator-Erfahrung verbessert seine langfristig seine Herzleistung
Eine Studie vom John Hopkins Hospital, USA, beschäftigte sich mit 1200 Patienten, denen man Defibrillatoren implantiert hatte – kleine Geräte, die helfen sollten, den plötzlichen Herztod durch Herzrhythmusstörungen zu vermeiden. Die Untersuchung zeigt, dass innerhalb weniger Jahre nach der Implantierung einer von vier Patienten seinen Zustand so sehr verbessern konnte, dass er keinen Defibrillator mehr benötigte.
Die Studienteilnehmer waren zwischen 18 und 80 Jahre alt und hatten an verschiedenen Herzzentren in den USA alle zwischen 2003 und 2013 Defibrillatoren für etwa fünf Jahre erhalten. Etwa 45% dieser Gruppe hatte sich nach einiger Zeit einer erneuten Untersuchung der Herzfunktion unterzogen.
Die Herzfunktion wurde jeweils anhand der Arbeit der rechten Herzkammer ermittelt. Von 538 Patienten hatte sich bei etwa 40% die Herzfunktion verbessert – die rechte Herzkammer hatte ihre Leistung um mehr als 35% zum Positiven verändert, ihr Sterberisiko war um etwa 33% gesunken und um 30% weniger „leere“ Elektroschocks des Defibrillators waren verzeichnet worden.
Der Bericht zur Studie enthüllt, dass diese Patienten ein sehr viel geringeres Sterberisiko aufwiesen und sehr viel weniger in Gefahr waren, dass die Geräte bei ihnen zum Einsatz kamen – ihre lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen waren also sehr viel seltener geworden.
Alle Patienten in der Studie hatten Defibrillatoren erhalten, weil ihre Herzfunktion nachgelassen hatte bis zu einem Punkt, an dem lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen einsetzen. Bislang hatte jedoch noch keiner einen tatsächlichen Herzstillstand erlitten. Der Einsatz eines Defibrillators in dieser Situation ist als Primär-Prävention bekannt und unterschiedet sich vom Einbau solcher Geräte bei Überlebenden eines Herzstillstandes mit einer Vorgeschichte von gefährlichen Herzrhythmusstörungen – in diesen Fällen spricht man von Sekundärprävention.
Das Forscherteam schrieb die Verbesserungen in der Herzfunktion zunächst dem dauerhaften Einsatz von entsprechenden Herzmedikamenten zu, die dafür sorgen, dass die Herzleistungsfähigkeit wieder ansteigt. Bei einer kleinen Anzahl von Patienten wurde gleichzeitig auch ein Herzschrittmacher eingesetzt, der die Kontraktionen der Herzkammern synchronisiert. Dabei war nicht die Verbesserung des Patientenzustandes erstaunlich, sondern die Tatsache, dass so viele der Patienten sich tatsächlich erholten.
Weil die Anzahl der “Elektroschocks”, die den Herzrhythmus wiederherstellten, auch bei den Patienten mit verbesserter Herzfunktion niemals bei Null anlangte, resümierte das Team, dass das Risiko der Herzrhythmusstörungen niemals vollständig aussetzte und dass der Defibrillator zumindest weiter einen Basis-Schutz leisteten, auch nach einer spürbaren Verbesserung ihrer Herzleistung. Weil die Defibrillatoren auch ernsthafte Komplikationen einleiten können, ließ sich sagen, dass das Verhältnis zwischen Risiko und Nutzen sich dramatisch verschiebt, wenn sich auch die Herzfunktion stark verbessert.
Künftig wird es also ebenso wichtig sein, zu entscheiden, wessen Zustand sich tatsächlich mit dem Defibrillator verbessert, wie zu bestimmen, wer überhaupt für die Implantation eines solchen Gerätes ausgewählt werden sollte.
Fest implantierte Defibrillatoren entdecken und korrigieren Herzrhythmusstörungen die Herzstillstand auslösen können, sie können aber auch „Fehlschüsse“ abgeben und erschreckende, schmerzhafte, unnötige und gelegentlich sogar gefährliche Schocks auslösen. Weil auch die Implantation in die Brust einen komplexen operative Eingriff darstellt, besteht zusätzlich ein Risiko, Blutgefäße zu verletzten und Herzklappeninfektionen auszulösen. Die Vorhersage, welche Patienten nun ein höheres Risiko eines Herzstillstandes erleiden werden und wer am meisten von einem fest implantierten Defibrillator profitieren wird, ist keine leichte Aufgabe für den Mediziner.
Eine Herzfunktion unter 35% der normalen Leistung ist aktueller Standard für den Einsatz eines Defibrillators. Ein Viertel dieser Patienten stabilisiert sich nach einer bestimmten Zeit so sehr, dass sie diese Grenze wieder – rückwärts – überschreiten. Solche Veränderungen müssen künftig dringend beobachtet werden, um das klinische Management dieser Patienten zu perfektionieren.