Cannabis-Psychose: Das Geschlecht entscheidet
An der Universität von York, Großbritannien, brachte eine aktuelle Studie an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften neue Beobachtungen zutage: Sehr viel häufiger als Frauen erleiden Männer bei regelmäßigem Konsum von Cannabis – also Haschisch oder Marihuana – die typischen Psychosen, die man diesen Drogen zuschreibt.
Nach viel Forschungsarbeit zum Bezug zwischen Cannabis – der in Großbritannien am meisten verbreiteten Droge – und der Entstehung von Psychosen ist der Zusammenhang zwischen Geschlecht und den Auswirkungen von Cannabis bislang noch Neuland.
Bei der erwähnten Studie wurden über 11 Jahre hinweg gesammelte Daten ausgewertet, um die Unterschiede zwischen Mann und Frau bei regelmäßigem Cannabis-Konsum und der Entstehung von Cannabis-Psychosen erstmals genauer unter die Lupe zu nehmen.
Fünf bis sechs aller Jugendlichen in Deutschland beispielsweise entwickeln ernsthafte psychische Störungen, wenn sie allzu häufig zum Joint greifen. Die Droge ist durchaus nicht so harmlos wie vielfach propagiert: So fanden Wissenschaftler bleibende Verkleinerungen des Hippocampus und damit der Gedächtnisstrukturen. Die Amygdala, Sitz der emotionalen Angst- und Aggressionsregulierung, scheint ebenfalls unter Umständen zu schrumpfen. In einigen Fällen treten messbare Intelligenzstörungen auf.
Als psychotische Symptome bezeichnen Experten die Verwischung der Grenzen zwischen Realität und Traumwelt – normalerweise ein reversibler Vorgang – außer in den Fällen, in denen eine Schizophrenie ausgelöst wird, immer in Abhängigkeit einer bestehenden Veranlagung.
Dass Cannabis offenbar mehr und schädlichere Auswirkungen auf Männer als auf Frauen hat, ist eine vollkommen neue Vermutung. Doch die Datenauswertung des Teams der Universität York bestätigt dies:
Zweimal mehr Männer als Frauen verwenden Cannabis. Das Geschlechterverhältnis spiegelt sich prompt im gleichen Verhältnis in den Zahlen der Konsumenten wieder, die dabei Psychosen entwickeln. Wo sogar viermal mehr Männer als Frauen Cannabis zu sich nehmen, erhöht sich auch die Psychosenhäufigkeit entsprechend.
Ian Hamilton, Mitglied des dreiköpfigen Forscherteams, berichtet dazu: “Diese Zusammenhänge sind erstaunlich. Natürlich ist es möglich, dass in Psychiatrischen Zentren oder in speziellen Drogeneinrichtungen unverhältnismäßig mehr Männer als Frauen behandelt werden, die mentale Probleme haben und zugleich dem Cannabis regelmäßig zusprechen. Es ist ebenso möglich, dass Frauen mit einer Cannabis-Psychose schlechter zu identifizieren sind und deshalb auch seltener in Behandlung gehen. Dennoch lässt die Datenlage eindeutig den Schluss zu, dass Männer häufiger von einer Cannabis-Psychose betroffen sind als Frauen.