Demenz und vollwertige Ernährung in Pflegeinstitutionen
Auf der internationalen jährlichen Konferenz der Amerikanischen Alzheimer-Gesellschaft präsentierte ein Team der Bournemouth Universität aufschlussreiche Ergebnisse.
Ein typisches Symptom für Demenz-Patienten ist oft ein unerklärlicher Gewichtsverlust – weitere Komplikationen folgen dann meist, inklusive einer Verschlechterung des mentalen wie des physischen Gesamtzustandes. An der Bournemouth Universität weisen aktuelle Studienergebnisse auf den akuten Zusammenhang zwischen guter Ernährung und Flüssigkeitsversorgung besonders in Pflegeheimen hin.
Die Untersuchung wurde in Großbritannien in der Grafschaft Dorset durchgeführt: In den örtlichen Pflegeheimen waren signifikante Unterschiede zwischen Kalorien- und Flüssigkeitsaufnahme im Tagesverlauf festzustellen. Die Heiminsassen erhielten zwischen 700 und 3000 kcal pro Tag – einige blieben dabei unterhalb des lebensnotwendigen Minimums.
Auch der Body Mass Index der Studienteilnehmer variierte stark. 40% der Patienten waren definitive untergewichtig. Die Flüssigkeitsaufnahme schwankte zwischen 372 Millilitern und 2,025 Millilitern pro Tag – die tägliche Mindestmenge liegt bei etwa 1500 Millilitern.
Die tägliche körperliche Aktivität und das Schlafverhalten wiesen große Unterschiede auf, die Ruhephasen erstreckten sich zwischen 6 und 23,7 Stunden: Wer unregelmäßig oder zu lange schläft, und sich kaum bewegt, hat selbstverständlich ein ganz anderes Eßverhalten als ein körperlich aktiver Mensch.
Für die Untersuchung erhielten alle Heiminsassen einen Aktivitäts-Monitor, der als Armband zu tragen und der in der Lage ist, den Energieverbrauch, die Schlafdauer und die physischen Aktivitäten objektiv aufzuzeichnen.
Die Studienleiterin, Dr. Jane Murphy, betonte, dass es zu den größten Herausforderungen des Heimpersonals gehört, Insassen mit Demenz zu regelmäßigem ausreichendem Essen anzuhalten. Diese Personen essen sehr viel langsamer als andere und ermüden dabei obendrein – andere verlieren ihren Appetit während der Mahlzeit und schwerere Fälle haben Probleme beim Kauen und Schlucken. Mit dem Fortschreiten der Demenz schwindet auch das gesunde Durst-Empfinden – bis zu einem Punkt, an dem die Betroffenen dehydrieren, ohne es wahrzunehmen.
Nicht nur die Qualität der Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Versorgung von Demenzkranken. Auch ein geregelter Tagesablauf mit angemessenem Beschäftigungsprogramm und ausreichender körperlicher Aktivität – je nach den Fähigkeiten der Patienten ist wichtig. Dazu müssen Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme überwacht und die Betroffenen müssen gegebenenfalls dabei ermuntert oder unterstützt werden, um keine Verschlechterung ihres Gesamtzustandes zu erleiden.
Auf all diese Umstände muss das Pflegepersonal bereits in der Ausbildung vorbereitet werden und lernen, damit umzugehen. Demenz-Erkrankungen nehmen weltweit rapide zu, im gleichen Maße, wie auch in den Industrieländern die Lebenserwartung insgesamt ansteigt.
Die Studie zeigt, dass ein erhöhter Bedarf an Unterstützung besteht: Mehr und besser ausgebildetes Pflegepersonal wird dringend benötigt.